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Historisches von der
Bäwerschen Kirmes

Nicht immer ging es uns in Bebra so gut          KURZBERICHTE VOM                                     EIN BUMMEL ÜBERN RUMMEL
wie heute. Im Stadtarchiv haben wir              FESTZUG                                              Am Sonntag ging ich auf den Rummelplatz.
Aufsätze von Bebraer Schuljungen ge-                                                                  Als ich am Anfang war, sah ich links eine Rei-
funden, die in der Nachkriegszeit über           DER HAMMEL                                           he Losbuden. Rechts sah ich ein paar Stände.
ihre Erlebnisse auf der Kirmes geschrie-         Als der Hammel beim Festzug erschien, schrien        Ich ging weiter. Ich sah ein Knusperhäuschen,
ben haben. Viel Spaß damit!                      und lachten fast alle Leute, und manche foto-        die Autofahrt, Karussell, Gespensterbahn,
                                                 grafierten ihn sogar. Er blökte die ganze Zeit.      Varietee, Eisbuden und eine Bude, wo man
WIR SCHMÜCKTEN DEN                               Ein großes buntes Tuch und viele bunte Bänder        mit der Armbrust nach einer Scheibe schoss.
WAGEN.                                           waren an ihm festgesteckt. Der Schäfer musste        Links war noch das Kettenkarussell. Als ich
Dieses Jahr wurde wieder die erste Kirmes        den Hammel sehr festhalten, dass er ihm nicht        weiter ging, kam ich zur Altweibermühle, der
nach dem Krieg gefeiert. Ich durfte auch hel-    weglief.                                             Luftschaukel und Rutschbahn. Indem ich nun
fen, einen Wagen zu schmücken. Der Wagen         	 (Horst Kehr, 11 Jahre)                             wieder dem Ausgang zustrebte, sah ich aller-
stellte eine Spinnstube vor. Er wurde mit                                                             hand Stände. Die hatten Wein, Weintrauben,
bunten Bändern und Tannengrün ausge-             Der Kinderwagen                                      Fischbrötchen, Käsebrötchen, Fischwurst und
schmückt. Auf dem Wagen standen Möbel            Im Festzug war ein Kinderwagen, der war sehr         andere Sachen zu verkaufen. Am Ende war ich
aus alter Zeit, Tisch, Schemel, Kachelofen,      alt. Darin lag ein großer Junge. Er hatte sich ver-  nun angekommen.
Ofenbank und Truhe. Die Mädchen und              kleidet, und noch zwei Männer gingen daneben         	 (Gerhard Kasper, 9 Jahre)
Burschen hatten Tracht aus Grossmutters          her. Darüber musste ich lachen, denn der eine
Kleiderschrank. Spinnrad und Weife fehlten       war als Frau verkleidet!                             EIN GRIFF IN DIE GLÜCKSTÜTE.
auch nicht. Der Wagen wurde von vier Pfer-       	 (Wilfried König, 9 Jahre)                          Zum ersten mal fasste ich in die Glückstüte.
den gezogen. Die Pferde waren auch mit Blu-                                                           Ich öffnete den Umschlag und fand eine Zuc-
men und Bändern geschmückt. Der Wagen            Achtung! Achtung!                                    kerstange und einen Schlips. Und nochmal
wurde mit den anderen Wagen in den Fest-         Jetzt beginnt der Drahtseilakt!                      musste ich reinfassen. Da fand ich einen Ring
zug eingereiht.                                  Am Kirmessonntag balancierte Jossi Ernst auf ei-     und noch eine Zuckerstange.
                                                 nem 250 m langen und 30 bis 35 m hohen Draht-        	 (Norbert Körösi, 10 Jahre)
                  (Hans–Georg Rehwald, 9 Jahre)  seil. Er stieg aus dem Dachfenster der Berufsschu-
                                                 le mit einer Balancierstange. Als er in der Mitte    EINE FAHRT IM RIESENRAD.
VORBEREITUNGEN AUF DEM                           vom Drahtseil war, hob er das eine Bein hoch und     Am Samstag habe ich Riesenrad gefah-
RUMMELPLATZ                                      die Stange über den Kopf. Als er am Kirchturm        ren, das war schön. Aber ich war ein wenig
Am ersten Tage, als der Rummel kam, haben        war, bekam er einen Blumenstrauß.                    schwindelig geworden. In schneller Fahrt war
die Männer mit einem Schlepper die ersten        ( Richard Mattig,                                    man unten und dann hoch oben in der Luft. Die
Wagen von der Abladerampe geholt. Als alle       9 Jahre )                                            Gondel, in der ich saß, schaukelte hin und her,
Wagen auf der Ochsenwiese waren, fingen                                                               mir wurde ganz anders, und ich habe immer
die Männer zu arbeiten an. Der eine baute                                                             gedacht, ich fliege raus. Es waren rechts und
eine Bude, der andere ein Kinderkarussell,                                                            links Ketten zum Schutz da. Von oben konn-
wieder andere endlich errichteten die Au-                                                             te man über den ganzen Platz hinsehen, und
tobahn. Als sie dann alle fertig waren, tru-                                                          weil es Abend war und alle Lichter brannten,
gen sie das übrige in den Wagen.                                                                      war alles bunt.
	 (Klaus Trubel, 10 Jahre)                                                                            	 (Lothar Becker, 9 Jahre)

Ich und noch andere Jungen waren
auf den Kinderwagen. Vorne war ein
Schild, da stand drauf: Der Baewersche
Nachwuchs. Als wir fortfuhren, stand
die Strasse voll Leute, die lachten und
schrien über die Kinderchaise. Ich lach-
te auch mit. Wir sind dann beim Rode
hergefahren und haben auf dem
Lindenplatz gehalten. Sie haben noch
ein Tänzchen gemacht, und dann war
der Festzug zuende.
	 (Heini Wittich-Holstein, 9 Jahre)

                                                                                                      das beste! | 9
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