Im April begann Julian Schulze mit seiner Arbeit als Klimaschutzmanager der Stadt Bebra. Nun ist der 29-Jährige etwas mehr als ein halbes Jahr im Dienst – Zeit, ein erstes Zwischenfazit zu ziehen.
Viele Leser stellen sich bestimmt zunächst die Frage, was ein Klimaschutzmanager der Stadt Bebra für Aufgaben hat? Einfach gesagt ist der Klimaschutzmanager in erster Linie für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in der Kommune verantwortlich. Die ersten zwei Jahre bin ich sehr konzeptionell eingebunden. Ein großes Thema ist das Klimaschutzkonzept, eine Art Bestandsaufnahme und Leitfaden. Hier erheben wir möglichst viele Daten, die dann zu einer Energie- und Treibhausgas-Bilanzierung führen. Mit diesen Daten können wir dann Probleme identifizieren, Potenziale entdecken, Ziele definieren und einen Maßnahmenkatalog erstellen.
Gibt es im Rathaus eine eigene Klimaschutzabteilung? Ich bin so gesehen keine eigene Abteilung, sondern eher eine Stabsstelle. Klimaschutz ist auch hier eine Querschnittsaufgabe und ich arbeite eng mit den anderen Abteilungen in der Verwaltung zusammen.
Nach nun etwas mehr als 6 Monaten „im Amt“, wie ist der aktuelle Stand von Bebra in Sachen Klima? Ist die Biberstadt gut aufgestellt? An Klimaschutz wurde in Bebra auch schon vor mir gedacht, es gab bereits einige Projekte. Momentan sind wir dran, die Grundlagen für unsere Konzepte zu erstellen, verfolgen das Monitoring und Controlling von Treibhausgasemissionen, verankern Klimaschutz strategisch in der Verwaltung, beantragen Fördermittel für Klimaadaptionen wie z.B. Hitzeschutz durch Beschattung. Außerdem entwickeln wir gerade unsere langfristige Strategie für den Umgang mit erneuerbaren Energien und dazugehöriger Infrastruktur. Das ist ein großes Thema. Natürlich sind das alles Dinge, die man nicht über Nacht herbeiführt, auch wenn der Handlungsdruck durch die Klimakrise enorm ist. Wir sind aber im ersten Jahr schon gut vorangekommen und daher bin ich überzeugt, dass Bebra insgesamt auf einem sehr guten Weg ist.
Kann man einige der Projekte und Maßnahmen, die geplant sind, konkret benennen? Allgemein formuliert wollen wir natürlich die CO2-Emissionen deutlich reduzieren. Für dieses Vorhaben spielt die kommunale Wärmeplanung eine wichtige Rolle. Hier schauen wir uns das Wärmenetz an und prüfen in den nächsten Jahren, welche Form der Wärmeerzeugung für die Menschen und die Umwelt am besten ist. Es lässt sich nicht pauschal sagen, ob eine Elektrifizierung in Form von Wärmepumpen oder ein Fern- oder Nahwärmenetz die Lösung ist. Es müssen die lokalen Gegebenheiten und auch die Wirtschaftlichkeit genauer betrachtet werden. Auch nachhaltige Mobilität ist ein großes Thema, auf das wir immer wieder durch Veranstaltungen und Aktionen aufmerksam machen. Neben der CO2-Reduktion ist aber auch das Thema Klimaadaption sehr präsent. Da geht es um Fragen, wie wir mit Ereignissen, die uns jetzt und in Zukunft klimabedingt betreffen, umgehen. Zum Beispiel arbeiten wir hier an Hitzeschutz, Starkregenkarten, Wasserspeicherung und mehr.
In Bebra gab es jüngst die Zukunftskonferenz, die zentrale Fragestellung hier war, wie sieht „Mein Bebra in 10 Jahren“ aus. Wie würdest du diese Frage beantworten? Mein Bebra in 10 Jahren ist noch klimafreundlicher. Wir werden hoffentlich in 10 Jahren noch deutlich mehr auf erneuerbare Energien setzen – und diese vielleicht schon selbst herstellen. Man kann dann in ganz Bebra sehen, dass aktiv Klimaschutz gestaltet wird und die Stadt ihrer Zeit voraus ist und nicht erst reagiert, wenn es zu spät ist. Auch wenn wir uns global in einer schwierigen Zeit befinden, sollen die Menschen in Bebra Hoffnung statt Stillstand spüren. Für mich ist Klimaschutz auch immer eine Erhöhung der Lebensqualität, da die Stadt grün, lebendig und lebenswert wirkt, die Luftqualität gut ist und es bspw. Im Sommer kühle Erholungsorte durch Beschattung gibt.
Zuletzt noch eine persönliche Frage. Was ist für dich das Besondere an deinem Job? Meine Generation ist damit aufgewachsen, dass die Klimaveränderungen eine zentrale Herausforderung für uns darstellen. Dementsprechend habe ich mich dann im Studium und im Beruf darauf fokussiert und konnte mein Profil schärfen. Ich habe dann gemerkt, dass Klimaschutzmanagement auf kommunaler Ebene einen großen Hebel für mich persönlich hat. Hier kann ich viel bewegen, wenn ich im „kleineren Maßstab“ arbeite. Bürgermeister Stefan Knoche und seinem Team ist Klimaschutz sehr wichtig und das spüre ich auch in der täglichen Arbeit. Oftmals muss sich Klimaschutz noch mühsam gegen die Strukturen in Verwaltungen oder Unternehmen behaupten. Hier wird er als wichtige Säule mitgedacht. Und das macht Spaß.