Trotz ihres anfänglichen Reizes als pflegeleichte Alternative stoßen Schottergärten zunehmend auf Kritik – nicht nur wegen ihres Pflegeaufwands, sondern auch wegen ihrer schädlichen Auswirkungen auf Umwelt und Klima.
Schottergärten sind in Hessen und somit auch in den neuen Bebauungsplänen der Stadt Bebra untersagt, erfreuen sich jedoch nach wie vor großer Beliebtheit. Die Idee dahinter ist ein pflegeleichter, unkrautfreier Garten, der gerade im Alter die Gartenarbeit auf ein Minimum reduzieren soll. Doch sind Schottergärten tatsächlich pflegeleicht und unkrautfrei? Die Erfahrungen zeigen, dass die Vorzüge dieser Gartenform in den ersten ein bis zwei Jahren zwar spürbar sein mögen, sich mittel- bis langfristig jedoch ins Gegenteil verkehren: Dreck, Laub und Müll verfangen sich mit der Zeit besonders hartnäckig zwischen den Steinen, und selbst eine Harke kann hier nicht mehr helfen.
Wer überlegt, seinen Garten umzugestalten und dabei größere Flächen zu versiegeln oder einen Schottergarten anzulegen, sollte die möglichen Auswirkungen solcher Maßnahmen auf Umwelt und Klima bedenken. Folgender Vergleich zeigt die Unterschiede:
Biodiversität
Schottergärten sind für Insekten, Vögel und andere Tiere uninteressant, da sie hier keine Nahrung finden. Leben findet hier kaum Nährboden. Da der Mensch durch seinen Platzbedarf sehr viele Flächen auf der Erde versiegelt hat, sind die Gärten und Vorgärten gerade in urbanen Bereichen für Flora und Fauna besonders wichtige Biotope, die es zu schützen gilt. Für Vögel, Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Tiere sind sie Habitat, Nahrungsquelle und Kinderstube zugleich. Je vielfältiger es im Wechsel der Jahreszeiten blüht, desto mehr Leben findet hier seinen Ursprung.
Pflegeauffand
Herbstlaub und Blütenblätter verstecken und verhaken sich hartnäckig zwischen den Steinen und sind für Harke und Besen schwer erreichbar. Das Entfernen dieser abgestorbenen Pflanzenteile erfordert oft mehr Handarbeit als die Pflege sinnvoll angelegter Blüh- oder Naturgärten.
Bodenqualität
Die Steine eines Schottergartens pressen den Boden stark zusammen, wodurch er strukturlos wird und eher austrocknet. Trotz wasserdurchlässiger Unkrautfolie fließt das Wasser unter der Last des Kieses nicht gut ab. Sollte es dennoch den Weg in den Boden finden, trifft das Wasser dort auf einen extremen Humusmangel und kann infolgedessen nicht gehalten werden, sondern fließt im schlechtesten Fall in den nächsten Keller. Ein schwerer Schaden kann aber auch für den Boden entstehen, der nach einer Renaturierung oft Jahre braucht, um sich zu erholen. Natürliche Gärten können aufgrund ihrer Bodenbeschaffenheit und -struktur sehr viel Wasser aufnehmen und halten. Kleine Retentionsflächen können geschaffen werden, die Wasser vom Haus wegleiten.
Mikroklima
Pflanzen tragen durch das Verdunsten von Feuchtigkeit im Kampf gegen den Hitzestau erheblich zu einer kleinklimatischen Verbesserung bei, die tatsächlich deutlich spürbar ist, wenn man benachbarte Gärten miteinander vergleicht. Blumen und Bäume spenden nicht nur Schatten, sie sorgen durch Transpiration auch für eine merkliche Abkühlung der Umgebungstemperatur. Dieses Phänomen wird gerade im städtischen-, aber auch im kleinsiedlungs-Bereich deutlich unterschätzt. Schottergärten bieten das durch die spärliche Bepflanzung nicht – sie heizen sich sogar erheblich mehr auf als naturnahe Gärten.
Ökologischer Fußabdruck
Ein Blühgarten lässt sich naturnah und mit heimischen Pflanzen besonders ökologisch gestalten. Befindet sich sein Boden im ökologischen Gleichgewicht, kann er als eigenständiges Ökosystem Träger allen Lebens sein. Als intakter naturnaher Garten ist er eine CO2-Senke, weil in den Pflanzen Kohlenstoff gespeichert wird. Bei der Versiegelung des Gartens wird dieser Speicher aufgelöst.
Ästhetik
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, insofern gibt es hier weder gut noch schlecht. Besonders reizvoll ist jedoch das Farbspiel eines blühenden Gartens, der im Wechsel der Jahreszeiten die unterschiedlichsten Farben präsentiert. Nicht unerwähnt bleiben sollten die unterschiedlichen Düfte, die von Blüten und Früchten ausgehen.
Die Gegenüberstellung zeigt die Nachteile von Schottergärten deutlich auf. Deshalb möchten wir, die Stadt Bebra, dafür werben, nicht nur von ihrer Neugestaltung abzusehen, sondern bereits bestehende Schottergärten wieder zu entsiegeln und damit Lebensräume zu schaffen, die eher leblose Flächen in blühende Gärten umwandeln. Dass eine Renaturierung auch einen optischen Gewinn bringen kann, zeigen die beiden Artikelfotos unseres Kreisverkehrs deutlich.
Es wird darauf hingewiesen, dass mit Schottergärten keine alpinen Steingärten gemeint sind, die einen gebirgsähnlichen Lebensraum simulieren und die Biodiversität ausdrücklich fördern. Diese Gärten sind nicht nur optisch ansprechend, sondern auch ökologisch wertvoll.
Sollten Sie Unterstützung bei der Planung Ihres Vorhabens benötigen, wenden Sie sich gerne an Torsten Sternberg, Klimaschutzmanagement der Stadt Bebra mit der Durchwahl 06622 / 501 144.