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Kalksteinbruch Braunhausen
Marcus Weber (Beisheim):
„Ich bin jederzeit gesprächsbereit“
Das Interview mit Marcus Weber, dem Chef der Firma Beisheim, erschien am 8. August
2020 im Kreisanzeiger. Wegen der Aktualität des Themas hat „das beste“ das Interview mit
freundlicher Genehmigung übernommen.
Der Kalksteinbruch bei Braunhausen ist zur- tung, unser Unternehmen würde den Großteil Markus Weber, Chef der Firma Beisheim, äußert
zeit eins der großen Themen in Bebra. Eine seiner Steuern in Kirchheim zahlen. sich im großen Kreisanzeiger-Interview zu den
Bürgerinitiative wendet sich gegen die Wie- Vorwürfen der Bürgerinitiative gegen den Stein-
deraufnahme der Rohstoffgewinnung und Kreisanzeiger: Nichts davon stimmt? bruch.
argumentiert mit dem Raubbau an der Natur, Marcus Weber: Nein, nichts. Die Tatsachen
mangelhafter Umsetzung des Bürgerwillens, werden ins genaue Gegenteil verkehrt. Um gen importieren. Ist das umweltfreundlicher?
Ruhestörung und falschen Angaben über die das zu ertragen, muss man ein wirklich dickes Gestatten Sie mir einen Hinweis: Die Breiten-
Verwendung des Materials. Der Kreisanzeiger Fell haben. Dass es mittlerweile in unserer Be- bacher Seen mit ihren Öko-Schutzgebieten
befragte Beisheim-Chef Marcus Weber zum legschaft großen Unmut gegen die Bürgerini- sind ein Segen für den Artenreichtum in un-
Stand der Dinge. tiative gibt, kann ich nachvollziehen. In einer serem Landkreis. Ohne den Abbau von Kies
derartigen Atmosphäre bemühe ich mich ge- als Baustoff würde es dieses Bio-Reservat gar
Kreisanzeiger: Herr Weber, wie ist Ihre meinsam mit meiner Frau und meiner Mutter, nicht geben.
Gefühlslage? die seit über 50 Jahren bei Beisheim arbeitet, Die Bürgerinitiative behauptet, nach dem
Marcus Weber: Ich bin neben meiner Firma die Wogen zu glätten. Nicht immer einfach... Abbau würde der Steinbruch dazu benutzt,
leidenschaftlicher Landwirt im Familienver- belastetes Material einzulagern. Das stimmt
bund. Das ist in der Erntezeit auch mal an- Kreisanzeiger: Wie sehen die Fakten überhaupt nicht. Nach, und sogar während
strengend, macht aber große Freude. Was die denn aus? der Ausbeutung, wird der Steinbruch nach
Aktivitäten der Bürgerinitiative betrifft, ist Marcus Weber: Wir wollen den Betrieb in dem den Vorgaben der Genehmigungsbehörde
mein Spaßfaktor mittlerweile doch sehr he- Steinbruch, der seit vielen Jahren genehmigt rekultiviert. Im Übrigen arbeiten wir immer
rausgefordert. ist, wieder aufnehmen. Unsere Vorräte an re- mit der neuesten, umweltfreundlichen Tech-
Kreisanzeiger: Warum? Die Aktivisten gionalem Kalkschotter sind in wenigen Jah- nik. Keiner unserer LKW ist älter als sechs
setzen sich demokratisch für ihre Ziele ein. ren komplett erschöpft. Danach ist Schluss. Jahre. Können Sie sich vorstellen, was allein
Marcus Weber: Ich wäre der allerletzte, der Wenn wir das Material weiterhin auf kurzen diese Tatsache für ein Wirtschaftsfaktor ist?
das kritisiert, ganz im Gegenteil. Wir brau- Lieferwegen vor Ort gewinnen wollen, bleibt Auch unsere Maschinen in den Steinbrüchen
chen Menschen, die für Ihre Interessen eintre- uns nichts anderes übrig, als den Abbau bei werden in kurzen Zyklen ersetzt, sodass wir
ten und sich engagieren. Nur so kommen wir Braunhausen wieder in Betrieb zu nehmen. stets auf dem neuesten Stand sind. Ich habe
weiter. Das ganze Erfolgsmodell Bebra hätte Kreisanzeiger: Aber die Menschen vor es schon erwähnt: Als Landwirt weiß ich den
niemals funktioniert, wenn es nicht tüchtige Ort werden davon beeinträchtigt. Wert der Natur einzuschätzen. Deshalb treffen
Leute gegeben hätte, die über ihre berufliche Marcus Weber: Ja. Sie können wie gewohnt mich solche Vorwürfe schon sehr hart, weil sie
Tätigkeit hinaus für ein Ziel gekämpft hät- Baumaterial aus der Heimat hier vor Ort be- absolut unberechtigt sind.
ten. Persönlicher Einsatz ist eine Grundlage kommen. Von dem Abbau im Steinbruch wird
unserer Demokratie. Genau wie Ehrlichkeit. man in der Dorflage doch gar nichts mitbe- Kreisanzeiger: Die betroffenen Ortsbeiräte
Ohne die geht es nicht – und damit nimmt es kommen. Im Gegensatz zu manchen Speku- haben anders beschlossen.
die Bürgerinitiative leider nicht besonders ge- lationen wird dort nicht gesprengt, sondern Marcus Weber: Die Ortsbeiräte haben meinen
nau. mechanisch abgebaut. Entgegen der Behaup- vollen Respekt, und das sage ich nicht nur so
Kreisanzeiger: Sie werfen der BI tung der Bürgerinitiative waren wir zu jeder daher. Sie sind ein sehr wichtiges demokra-
Unehrlichkeit vor? Zeit nicht nur gesprächsbereit, sondern haben tisches Instrument. Allerdings argumentiert
Marcus Weber: Ja. Um an Unterschriften zu selbst zahlreiche Vorschläge eingebracht, wie die Bürgerinitiative auch hier nicht aufrichtig.
kommen, greifen einige der Aktivisten zu un- man die Beeinträchtigungen auf ein Minimum Ortsbeiräte beschließen nicht, sie beraten die
lauteren Methoden, und da hört der Spaß für reduzieren kann. Aber ganz ohne Transport Stadt im Sinne ihres Ortsteils. Den Beschluss
mich auf. geht es nun mal nicht. Die Alternative ist, das fassen die Stadtverordneten nach Abwägung
Kreisanzeiger: Das sind schwere Vorwürfe. Baumaterial von anderen Anbietern über wei- aller Argumente für die gesamte Kommune.
Können Sie die belegen? te Strecken in Bebra einzuführen. Zählen Sie Dass die Bürgerinitiative den Stadtverordne-
Marcus Weber: Jeder kann sich davon über- doch mal die Autos nach, die in dem Film der ten vorwirft, die Demokratie auszuhebeln, ist
zeugen. Auf der Homepage der Bürgerinitia- Bürgerinitiative auf deren Homepage in kurzer ein starkes Stück.
tive wird mit völlig falschen Zahlen hantiert, Zeit in Bebra unterwegs sind. Wie sehr fallen Kreisanzeiger: Es wurde gemunkelt, dass
genau wie in einem Flyer. Beispiel: Die BI dann unsere LKW, verteilt über einen ganzen Sie Bebra verlassen wollten, sollte es zu
schreibt, dass 100.000 Tonnen Kalkschotter Arbeitstag, ins Gewicht? einem Bürgerentscheid kommen, in dem
abgebaut werden sollen. Das ist falsch, es Von den 90.000 Tonnen pro Jahr benötigt allein der Steinbruch abgelehnt wird.
sind 90.000 Tonnen. Man hat mir vorgewor- die Stadt Bebra für ihre Straßenbauarbeiten Marcus Weber: Das muss man erst mal sacken
fen, ich hätte die Politik in Bebra beeinflusst. 50.000 Tonnen. Dazu kommen die Mengen, die lassen. Ich bin mit Leib und Seele Bebraner.
Die Stadtverordneten würden die Demokratie Firmen oder private Abnehmer für ihre Bau- Als Unternehmer trage ich Verantwortung für
aushebeln und es gäbe außer dem Steinbruch vorhaben brauchen. Um die Mengen zu ver- rund 100 Mitarbeiter und ihre Familien. Was
Lange Hecke jede Menge weiterer Steinbrü- deutlichen: Allein in der kurzen Umgehungs- die Familien Beisheim und Weber mit dem
che, aus denen Kalkschotter abgebaut werden straße zwischen Bebra und Lispenhausen sind Unternehmen über viele Jahrzehnte erarbei-
könnte. Eine Facebook-Aktivistin namens „Il 30.000 Tonnen Kalkschotter verbaut worden. tet haben, werfe ich sicher nicht weg. Aber
Ka“ hat davon geschrieben, dass ein Großteil Kreisanzeiger: Die Bürgerinititiative es ist mir wirklich sehr wichtig, dass große,
des abgebauten Materials irgendwo in die befürchtet durch den Abbau große grundlegende Entscheidungen aufgrund der
Fremde geliefert wird, das wüsste sie „aus gut Nachteile für die Umwelt. Wahrheit gefällt werden, nicht aufgrund des-
informierten Quellen“. 1000 Menschen würden Marcus Weber: Wenn wir weiterhin bauen sen, was einige Aktivisten den Menschen vor-
durch unsere Tätigkeit ihre Existenzgrundlage wollen, benötigen wir Material. Das können gaukeln, um an eine Unterschrift zu kommen.
verlieren. Das Ganze gipfelte in der Behaup- wir auf kurzen Lieferwegen hier vor Ort um- Ich bin immer und jederzeit gesprächsbereit.
weltfreundlich gewinnen oder auf langen We- Voraussetzung ist aber, dass ehrliche Fakten
ausgetauscht werden!
12 | das beste!