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Lorey lernt: Nähen bei der Firma Funk!
Für den einen Augenblick
und viele lange Abende
Was für eine Handtasche. Ein Traum, der mit dem Fußpedal oder mit dem Armhebel gegurte – die gesamte Ausstattung der Ta-
Frauen schweben lässt. DAS Geschenk nähen?“, fragt mich Sylvia Urban-Schade. sche liegt vor mir.
für meine Frau. Und dann sowas! „Tut mir „Jetzt kommt das Wichtigste“, sagt Sylvia,
Leid“, sagt Heike Funk vom gleichnamigen Sie arbeitet als Handarbeitslehrerin bei „und das dauert beinahe so lange, wie die
Geschäft in der Bismarckstraße. „Unsere der Firma Funk und hat den harten Job, Herstellung der Tasche. Nämlich der Zu-
Taschen sind unverkäuflich. Aber wir brin- mir den Umgang mit der High-Tech-Näh- schnitt!“
gen unseren Schülern bei, wie man so et- maschine beizubringen. In nur zwei Tagen
was selbst näht…“ will sie mir zu der Tasche meiner Träume Hälfte der Zeit für Vorbereitung
verhelfen. Ich entscheide mich für den
„Wenn ich die Tasche schon nicht kaufen Fußantrieb, schließlich bin ich ja Autofah- Ich kann mich dunkel dran erinnern, wie
kann, dann mache ich sie eben selber! rer. Außerdem kenne ich das von meinem Opa mit einem Stückchen flacher Kreide
Warum soll ich das nicht lernen können?“ Opa. Der war Schneider, und seine uralte und seltsamen Holzlinealen seine Stoffe
Habe ich das jetzt tatsächlich gesagt? Nähmaschine funktionierte auch per pe- markiert hat. Ein bisschen fühle ich mich
des – aber nicht elektrisch... wie auf seinen Spuren, als ich mit der Krei-
Heike Funk lacht. Ich wäre nicht der erste de auf dem Material herumkritzele. Unter
Mann, dem man das beigebracht hätte, Erstmal Grundlagen den wachsamen Augen meiner Lehrerin
schmunzelt die Fachfrau für alles rund um achte ich auf die richtige Zugabe und lerne
Stoffe und Handarbeit. Zuerst lerne ich die grundlegenden Dinge. allerlei Tricks und Kniffe. Weil man näm-
Zwei Wochen später sitze ich zum ersten Was gibt’s für Nadeln, wie setzt man sie lich vom Zuschnitt bis zur fertigen Tasche
Mal vor der Maschine. „Wollen Sie lieber ein, wie wird der Faden geführt, Oberfa- ein paar Mal „andersrum“ denken muss.
den, Unterfaden – Sylvia Urban-Schade er- Gar nicht so einfach...
klärt geduldig, bis ich so halbwegs kapiert Als wir das gesamte Material erst markiert
habe, wo es lang geht. Anschließend ver- und dann zugeschnitten haben, geht es
suche ich, eine gerade Naht auf ein Stück los. Endlich an die Maschine. Sylvia zeigt
Stoff zu zaubern. Stoff festhalten, ausrich- mir noch einmal, wie man die Einstel-
ten, mit dem „Gaspedal“ das Tempo vor- lungen wählt, ich lege den Faden ein – und
geben; eine echte Herausforderung für die dann geht’s los.
Koordination.
Dann geht’s ans Eingemachte. „Veganes“ Naht für Naht zum Ziel
Leder heißt heute das, was früher unter
dem Namen Kunstleder verkauft wurde. Naht für Naht komme ich meinem Ziel nä-
Die Auswahl ist riesig, und weil ich ja her – und immer wieder schimpfe ich lei-
weiß, wie die Tasche am Ende aussehen
soll, werde ich schnell fündig. Innenfutter
aussuchen, Reißverschlüsse wählen, Tra-